MEINE GEBURTSTAGE

MEINE GEBURTSTAGE

Ich glaube, ich bin gerade fünf geworden, da habe ich neonfarbene Rollschuhe bekommen, das war cool! - Den Siebzehnten verbrachte ich mit meiner Familie auf Sardinien auf einem Schiff, habe frisch gefangenen Fisch und Garnelen gespeist und bin dann geankert per Kopfsprung von Bord gegangen, um an einen wunderschönen Sandstrand zu schwimmen. Klingt nicht nur wie im Märchen, war auch so. An meinem einundzwanzigsten Geburtstag war ich im "australischen Winter". Ich erinnere mich an ein Foto, auf dem ich jung aussehe, ein blaues T-Shirt trage, lache, versuche selbst nichtrauchend eine Zigarette zu drehen und Arm in Arm mit meinen Freunden aus Alice Springs an einem Tisch sitze. Den siebenundzwanzigsten Geburtstag verbrachte ich mit der österreichischen Crème-de-la-Crème im Wiener Hilton Hotel mit einem gefühlt 30 Meter langen Buffett - genauer gesagt mit Klaus-Maria Brandauer und allen, die sich gerne in seiner Gegenwart aufhielten. Per Telefon habe ich dann meine Freunde und Bekannte eingeladen, die sich auch nicht lange bitten ließen und wir haben dort ausgelassen gefeiert, sprich gefressen und gesoffen bis sie die Schmarotzer hinaus warfen. An meinem dreissigsten Geburtstag hatte ich schlechte Laune, warum auch immer. Meine Mutter hat am Telefon geheult, weil ich dreissig geworden bin und sie zu dem Zeitpunkt selbst schon drei Kinder hatte bzw. das letzte der drei am selbigen Tag bekam und weil man mit dreissig dann 'ne richtige Frau ist oder erwachsen oder sowas. Mein Vater hingegen dachte ich sei Suizid gefährdet, was ich dann am darauf folgenden Tag geglückt dementieren konnte. Meinen Zweiunddreissigsten, also heute, war ich auf dem Gericht und musste mich von der Richterin darüber belehren lassen, dass man eine Selbstständigkeit, mit der man nicht genug Geld für's Leben verdient, aufgeben sollte. Und jetzt der Nachsatz (O-Ton): "Ich halte viel von Kunst!" - Die Belehrung tat im Übrigen nichts zur Sache. Mein Freund meinte daraufhin launig: "Dieser Geburtstag kommt wohl knapp nicht unter die Top30!" - Ohne pathetisch zu werden, ich wünsche mir zum heutigen Geburtstag mehr Wertschätzung der Lebensleistung von KünstlerInnen jedweger Ausrichtung!

Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote: In Stuttgart gab es anno dazu mal einen Stadtstreicher, der immer an dem selben Aufgang des Hauptbahnhofs, besser bekannt als Stuttgart 21, mit einem Schild saß, auf dem zu lesen stand: "Ich habe heute Geburtstag!" - Danke an alle, die heute an mich denken und gedacht haben!

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Kommentare: 1
  • #1

    Eva (Donnerstag, 30 Oktober 2014)

    Alles Gute im nachhinein!